Wie es dazu kam


Schon als Kind bin ich regelmäßig über Felder,
Wiesen und durch Hecken gestreift. Die Lerchen
sangen hoch droben im Himmel - mit den Augen
manchmal nicht auszumachen, wo sie gerade
flogen. Die Sonne schien mal wohlig warm auf
den Rücken und im nächsten Augenblick war es
wieder kühl, wenn sie hinter Wolken verschwand
und der Frühlingswind sie schnell vorantrieb.

Schmale Pfade durchziehen heute immer noch so
manche der ausladenden Hecken und Gebüsch-
ansammlungen im heimischen Hecken- und
Schlehengäu und vor allem dort gab es jede Menge
faszinierende Dinge zu entdecken, wie Steine,
teilweise mit Moos und Flechten überwachsen,
zahlreiche Schneckenhäuser, alte Blecheimer
und andere Überreste von Dingen, die den Bauern auf den Feldern beim Pflügen im Weg waren und
ihnen unnütz erschienen.

Zu Hause hatte ich Glasperlen und Glasknöpfe von Tante Elisabeth aus Österreich, die ich in
einer lila-weißgestreiften Pappschachtel aufbewahrte. Als junge Frau habe ich dann bei meinen
Wanderungen und Spaziergängen die Schneckenhäuser öfters regelrecht gesammelt und bei jedem
Umzug mitgenommen; einfach nur, weil sie mir mit ihren Formen und Farben so gut gefallen
haben. Andere Fundstücke kamen im Lauf der Jahre hinzu: Steine, Perlen, Federn, Metall,
Glasscherben und viel "Krimskrams".

Jung, frisch verheiratet, glücklich und mit meinem heute erwachsenen Sohn schwanger, fing ich an meine Schachteln mit den Fundstücken zu öffnen und alle Einzelteile zu einem Ganzen zusammenzufügen - meine erste Arbeit entstand. Sie hing viele Jahre im Fenster und war für mein Empfinden eindeutig zum Schutz gegen "böse Geister".

Weitere Arbeiten entstanden im Laufe der Jahre: Holunderzweige geschnitten, geschält und an diesen habe ich Schnüre mit Perlen, Schneckenhäusern und Federn gebunden.
Nach einem weiteren Umzug, diesmal ins eigene Haus, hatte ich endlich genug Platz und so konnte ich meiner bis dahin wenig ausgeprägten Kreativität freien Lauf lassen. Jetzt ging's richtig los.

Meine Arbeiten, zuerst klein, wurden immer größer und im Lauf der Zeit themenbezogen.
Auf meinen zahlreichen Streifzügen sind viele neue Sammelobjekte in meine Arbeiten
eingeflossen und gleichzeitig habe ich darin meinen Natureindrücken Gestalt verliehen.
Da gibt es beispielsweise die "Spätsommerwiese", die in ihren Farben und einzelnen
Formen einer Wiese Ende August hier im Hecken- und Schlehengäu entsprechen,
oder den Himmelsausschnitt, den man sieht, wenn man im Wald nach oben blickt, oder den Wandel der Jahreszeiten.

Diese Arbeiten sind für Menschen, die Freude an kleinen Dingen haben, für solche,
die ein Schneckenhaus oder eine Kastanie für ein kleines Wunder halten können.
Alle meine "Zutaten" werden miteinander kombiniert. Es gibt eine gewisse Ordnung und doch
sind sie jenseits vom Intellekt. Das harmonische Zusammenspiel ist spürbar.
Eine Erklärung Dritter ist nicht nötig, wenn man mit dem Herzen schaut.
Die Werke sprechen für sich selber.

Es kommt das zurück, was ich einbringe und so ist
jeder einzelne Schritt in diesem Arbeitsprozeß
wichtig. Viele Bestandteile sind ein Wunderwerk
für sich. Schneckenhäuser, Baumrinden, Eichenkappen,
Kastanien u.v.m. müssen nicht erklärt werden.
Glasperlen behalten ihren Glanz ewig und werden
in sehr aufwendigen Verfahren teilweise einzeln
von Hand gefertigt.
Holz, Federn, Metall, Leder und natürliche Steine
mit einem Loch (für manche Menschen gelten solche
Steine als Glücksbringer, da sie sehr selten sind)
und anderes Material sind weitere Bestandteile.
Alles wird geknotet - nichts wird geklebt.





Wenn ich in der Winterzeit in meiner Werkstatt sitze, draußen die Verkehrsgeräusche
verstummen und es im Haus still ist, kann ich ein leises Klopfen hören ...
Eines meiner Werke hängt über einem Heizkörper am Fenster. Durch die aufsteigende Wärme
der Heizkörper kommen die Schnüre mit ihren dicken Abschlußperlen in Schwingung und
klopfen leise an die Fensterscheibe ...




Alle meine Kunstwerke reagieren auf Licht, je nach Sonnenstand oder künstlicher Licht-
quellen und werden lebendig oder still und zurückhaltend. Wind oder Wärme versetzen sie in
leichte Schwingung. Sie laden mich immer wieder in ihre kleine natürliche Welt ein,
darin ein bißchen zu verweilen...